1. Wie lange sind sie schon in Kanada?
Ich bin vor etwas mehr als einem Jahr, im September 2019, von Hong Kong kommend in Vancouver eingetroffen.
2. Wie gefaellt es ihnen hier und was waren einige \”Highlights\”?
Vancouver ist für einen Diplomaten aus der Schweiz ein fantastischer Posten. Wir Schweizer haben viele Ähnlichkeiten mit den Einwohnern von British Columbia. So bin auch ich naturverbunden, geniesse Spaziergänge am Meer oder auch längere Wanderungen in den Bergen rund um Vancouver und den Rocky Mountains. Trotz Covid-Pandemie hatte ich die Gelegenheit, einige Reisen in B.C. und Alberta zu unternehmen. Eines meiner «Highlights» war ein Ausflug in den Norden von Vancouver Island Ende August. Von Port Hardy aus haben wir einen tollen Tagesausflug auf den Meeresarmen rund um die Insel und das Festland gemacht und viele Wildtiere beobachten können. Darunter eine Gruppe Orcas, ein Buckelwal und zu Guter Letzt eine Grizzly Mama mit ihren zwei Jungen, die über den Inlet geschwommen sind. Dieser Ausflug war Natur pur und ein Abenteuer, das ich nicht vergessen werde.
3. Wo sind Sie geboren und aufgewachsen – Schule, Hobbies usw.?
Das Emmental im Kanton Bern ist meine Heimat, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Nach der obligatorischen Schule in Lauperswil habe ich bei der dortigen Gemeindeverwaltung eine dreijährige kaufmännische Ausbildung absolviert. Anschliessend hat es mich ins Berner Oberland, nach Saanen/Gstaad gezogen, wo ich ebenfalls auf der Gemeindeverwaltung gearbeitet habe und mich schulisch im Bereich der internationalen Beziehungen weitergebildet habe. Ich hatte bereits als Kind ein grosses Interesse an Politik, fremden Ländern, Kulturen und Sprachen, was mich dann als jungen Mann veranlasst hat, mich beim Auswärtigen Amt zu bewerben und hatte Glück, dass es geklappt hat. Teile meines Berufs sind auch meine Hobbies. Ich liebe es zu reisen, neue Länder und deren Geschichte und Kultur kennen zu lernen. Ich passe meine Freizeitaktivitäten jeweils meinem Umfeld an, muss also auch hier flexibel sein. In meinem vorherigen Posten in Hong Kong war ich Mitglied eines Drachenboot Teams und habe mich wöchentlich auf dem Ruderboot fitgehalten. Ich bin zudem ein begeisterter Swing Tänzer. Ich hätte diese beiden Hobbies auch gerne in Vancouver weitergeführt, konnte aber die Swing Dance Community hier nur kurz kennenlernen, da wegen der Corona-Pandemie sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Ich habe meine Sommerwochenende somit meistens in den umliegenden Bergen verbracht und habe die wunderschöne Provinz per Fuss und mit Rucksack entdeckt. Ich liebe zudem das Meer, wo ich während den Sommermonaten regelmässig geschwommen bin.
4. Was war ihre Hauptaufgabe in Vancouver bis jetzt? Was sind einige Zukunftspläne?
Als Generalkonsul der Schweiz in Vancouver bin ich der Vertreter der Schweiz in den kanadischen Westprovinzen (Britisch Columbia, Alberta, Saskatchewan) sowie in den Territorien im Norden (Yukon und Northwest Territories). Rund 15\’000 Schweizerinnen und Schweizer leben in diesen Provinzen und sind beim Konsulat angemeldet. Eine meiner Hauptaufgaben – zusammen mit meinem Team – ist die Interessen der Auslandschweizer zu wahren und konsularische Dienstleistungen zu erbringen. Ich hatte bereits Gelegenheit, an Anlässen der Schweizervereinigungen in Vancouver, Victoria und Edmonton teilzunehmen. Eines meiner Ziele ist, die Schweiz in Westkanada noch vermehrt bekannt zu machen, etwa durch bilaterale Kooperationen in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Kultur und Tourismus. Wir haben dieses Jahr mehrere Veranstaltungen im Bereich Cleantech durchgeführt. British Columbia hat sich in diesem Bereich ein anspruchsvolles Ziel gesetzt und will führender Cleantech Hub in Kanada werden. Die Schweiz ist in den Bereichen der erneuerbaren Energien, Erstellen von Passivhäusern etc. führend; wir erhoffen uns eine wirtschaftliche Zusammenarbeit in diesem Sektor. Im kulturellen Bereich haben wir Konzerte sowie virtuelle Film- und Literaturanlässe organisiert und die Kunstausstellung von Omar Ba in Calgary unterstützt. Die Sprachenvielfalt ist uns wichtig. Ich werde mich auch in den kommenden Jahren dafür einsetzen, dass wir ausgewogene Veranstaltungen in allen unseren offiziellen Sprachen durchführen werden (Deutsch, Französisch und Italienisch). Im Jahr 2021 würde der bekannte Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt 100-jährig. Zu diesem Anlass werden wir diverse Literaturveranstaltungen sowie eventuell eine diesbezügliche Kunstausstellung organisieren. Weiter planen wir für das Jahr 2022 ein «Swiss Science Festival» auf die Beine zu stellen, um die Schweizer Wissenschaft in Vancouver besser bekannt zu machen. Wir publizieren 3 – 4 Mal pro Jahr einen Event-Newsletter und sind auch aktiv auf Facebook, Twitter und Instagram vertreten. Ich ermuntere alle Interessierten, uns auf diesen sozialen Medien zu folgen und unseren Newsletter zu abonnieren (via www.eda.admin.ch/vancouver)
Consulate General of Switzerland in Vancouverwww.eda.admin.ch |
5. In welche Schweizer Gruppen beteiligen Sie sich?
Die Swiss Canadian Chamber of Commerce ist eine junge, dynamische Organisation mit Sitz in Vancouver, die den Handel zwischen der Schweiz und Kanada fördert. Ich bin in meiner Funktion als Generalkonsul im Vorstand der Handelskammer und bringe meine Meinung und Erfahrung aktiv ein. Ich bin weiter Honorarpräsident der Vancouver Swiss Society, ein Schweizer Klub für meine Mitbürger im Grossraum Vancouver.
6. In welcher Stelle hat es Ihnen am besten gefallen? Hong Kong? Kuala Lumpur usw.
Ich bin seit rund 25 Jahren beim Departement für auswärtige Angelegenheiten angestellt und habe in neun Ländern auf drei Kontinenten gelebt und gearbeitet (Paris, Guatemala, Wien, Kuala Lumpur, Dublin, Bern, Boston, Hong Kong, Vancouver). Jeder Posten hatte seine schönen und manchmal auch schwierigen Seiten. Mir hat es aber überall gut gefallen. Meine Zeit in Guatemala, Kuala Lumpur und Hong Kong war exotisch und entsprechend spannend, aber auch meine Posten in Europa waren interessant. Ein «Highlight» meiner Karriere war Boston, wo ich stellvertretender Direktor des swissnex Büros war, eines von fünf Wissenschaftskonsulaten der Schweiz. Durch die Zusammenarbeit mit den grössten Universitäten der Welt, Harvard und MIT etwa, konnte ich mir vertiefte Kenntnisse in der Wissenschaft und Innovation aneignen, was mir auch für die kommenden Posten in Hong Kong und nun Vancouver dienlich sind.
7. Haben sie auch Familie und wie geht es ihnen?
Meine zwei Söhne, Stephan und Julian, sind in Guatemala resp. Wien zur Welt gekommen und haben durch unser «Nomadenleben» zusammen mit mir und ihrer Mama ihren Horizont erweitern können. Sie haben sich (wenigstens vorläufig) in meinem Heimatort niedergelassen, wo sie beide in Kürze ihr Studium bzw. Kochlehre abschliessen werden. Die grosse Distanz zwischen der Schweiz und Vancouver machen regelmässige Besuche schwierig. Ich versuche aber, doch 2 – 3 Mal pro Jahr nach Hause zu reisen, um meine Familie zu besuchen. Ich hoffe nun fest, dass die strengen Einreisebestimmungen Kanadas bald fallen, so dass auch sie mich bald in Vancouver besuchen können. Ich habe ihnen viel zu zeigen!